Es ist unumstritten: Der Anzug verkörpert Seriosität, Ernsthaftigkeit und Modebewusstsein. Und ohne es bewusst zu bemerken, bringen wir einem Mann im Anzug mehr Respekt und Vertrauen entgegen, als es in einem anderen Outfit der Fall wäre. Kein Wunder also, dass der seriöse Bänker und Rechtsanwalt auch im Hochsommer und 35 Grad Außentemperatur, einen Anzug tragen muss. Natürlich ist ein Herrenanzug auch ein Zeichen von Angepasstheit und Konservatismus und gehört wie selbstverständlich in eine geordnete Männerherrschaft hinein. Doch wo findet der Anzug eigentlich seinen Ursprung?

Zeitlose Etikette aus dem 17. Jahrhundert

Es ist die Etikette, die sich seit dem 17. Jahrhundert ununterbrochen aufrecht hält, und den Anzug seither zum zeitlosesten Gewand macht. Selbst während der letzten Hunderte von Jahren hat sich der Anzug immer nur detailweise verändert. Nie aber auf die Art, die es gängige Mode tut. Womöglich liegt es auch daran, dass man die kulturellen, ethnischen oder religiösen Unterschiede eines Mannes nicht mehr erkennen kann, wenn dieser einen Anzug trägt. Doch wie kann es sein, dass sich gerade diese Art von Kleidung immer noch hartnäckig hält und auch zukünftig nicht aus der geordneten Männergardarobe wegzudenken sein wird?

Zu Zeiten von Prunk und Extravaganz

Das 17. Jahrhundert war geprägt von allerhand Auffälligkeiten und Übertreibungen, auch in Sachen Mode. Vor allem der Adel musste seinen Reichtum und all den Luxus den er besaß, ordnungsgemäß präsentieren. Denken wir an die aufwändigen Korsetts, die wahnsinnig komplexen Stickereien, die unendliche Farbenpracht und den großen, prunkvollen Schmuck. Protzen und Angeben, das war es, worum es ging.

Nicht so Charles II, der König von England, welcher diesem Treiben ein Ende bereitete. Inspiriert durch König Louis XIV aus Versailles in Frankreich, erklärte er 1666, dass der Hof sich künftig von auffälligem Schmuck und der typischen Halskrause verabschieden würde. Stattdessen sollte es um elegante Schlichtheit gehen, um einen schönen Stoff mit passendem Schnitt. So wurde zunächst die lange Weste ins Leben gerufen, ebenso wie das Halstuch und ein schlichtes Hemd mit Kniehose. Hierzu durfte ein langer Mantel damals nicht fehlen, der ebenfalls bis zu den Knien reichte. Wir kennen diese Zusammenstellung heute als „Dreiteiler“.

Mode-Revolution im 18. Jahrhundert

Natürlich war dies noch nicht das Ende der Perücke oder gar der knalligen Farben. Das passierte erst während der Revolution im 18. Jahrhundert und die auffällige Kleidung des Adels wurde mehr und mehr gehasst und verachtet. Die Bürger konnten schließlich nichts dergleichen selbst tragen und verbreiteten ihre eigene Mode. Ruhige und schlichte Farben, ebenso schlichte Stoffe und Kleidung, die dem Menschen passte und nicht unangenehm oder gar hinderlich war.

In England war diese Bewegung noch deutlicher zu spüren, allerdings orientierte man sich dort zunächst an der Reitermode aus der englischen Oberschicht. So trug man in diesen Kreisen eine lange Hose mit kurzer Weste und ein passend weißes Hemd. Wir kennen auch die Mäntel mit dem typischen V-Ausschnitt, welche extra für das Sitzen zu Pferd konzipiert wurden. Um das Reiteroutfit salonfähig zu machen, musste das sportliche Outfit natürlich etwas abgeändert werden. Beau Brummel war es schließlich, der sich dieser Aufgabe annahm.

Salonfähige Kleidung kommt nach Europa

Zunächst waren es die Franzosen, die sich der neuen Mode anpassten. Später erreichte sie ganz Europa, womit die Schlichtheit endgültig die Oberhand gewonnen hatte. Man setzte nicht länger auf bunt und ausgefallen. Der dunkle Anzug war geboren und verbreitete sich wie kein weiteres Kleidungsstück. Schon jetzt verkörperte er Stil und Modebewusstsein.

Im 19. Jahrhundert angekommen

Etwa in der Mitte des 19. Jahrhunderts war es der lange Gehrock und der Cutaway, eine formelle Form des Gehrocks. Wir kennen diese heute als Smoking, wie man sich damals gut gekleidet mit seinen Freunden zum Rauchen und Trinken traf. Und das hatte sogar einen Grund, denn der Smoking verhinderte, dass die restliche Kleidung „eingeraucht“ wurde. Tagsüber trug man ein Dinnerjacket, der Smoking war Abendgarderobe, wie es auch heute noch der Fall ist.

Eleganter Cutaway

Nun aber die Wende, denn die Herrenmode sollte sich zu damaliger Zeit nicht über die der Frauen stellen. Dies hatte wohl wirtschaftliche Gründe. Und so sollte der Anzug eher in den Hintergrund gestellt werden. Dies hatte leider zur Folge, dass der Anzug der Massenfertigung ausgeliefert und immer günstiger wurde. Jetzt hatte auch die Unterschicht Zugriff auf eine adrette Kleidung. Schnell etablierte sich diese Kleidung und wurde zur formalen Geschäftskleidung aller Schichten.

Vorschriften und Vorgaben

Man trug nicht einfach irgendwas, man hielt sich an die Etikette und die Vorgaben. Und so musste man zu formellen Feierlichkeiten einen Cutaway tragen, ein aus dem Gehrock entwickeltes Kleidungsstück für Herren. Fand diese Feierlichkeit am Abend statt, so war der Frack, eine taillenkurze Jacke mit Schößen, die passende Wahl. Ging man seiner täglichen Büroarbeit nach, so musste ein kurzer Gehrock getragen werden. Gustav Stresemann entwickelte 1925 ein spezielles Design, welches den Anzug schließlich zum Allrounder werden lies. Immerhin hatte er als Außenminister nicht immer die Zeit, sich ständig umzuziehen. Und so kombinierte er einfach ein Jackett in Schwarz mit einer grauen Hose und schuf damit einen Alltagslook.

Herrenkleidung zu damaligen Zeiten

Bekannte Politiker trugen fortan den Stresemann und inspirierten dadurch die Amerikaner. Sie kombinierten ein dunkles Jackett mit einer hellen Hose und erschufen damit einen wieder neuen Trend. Der Schnitt des Anzuges und die eigentliche Form blieben jedoch unverändert. Und das bis heute. Gleiches gilt für das Tragen der bekannten Accessoires, wie etwa der Krawatte.

Nice to know – die Krawatte!

Die Krawatte ist übrigens keine Erfindung, die zum heutigen Anzug gehört, sondern reicht bis in das Jahr 200 nach Christus zurück. So trug man schon damals Leinentücher um den Hals. Wenn wir in der Geschichte weitergehen, so mag man es den Franzosen zuschreiben, die Krawatte erfunden zu haben. Doch auch das ist nicht der Fall. Den Vorgänger zur heutigen Krawatte trugen kroatische Soldaten im 17. Jahrhundert während des 30-jährigen Krieges. Das aus Frankreich stammende Wort „cravate“ bezog sich ebenfalls nicht auf die Krawatte, sondern bedeutete die Nationalitätsbezeichnung für die Kroaten. Im Krieg konnte man mit Hilfe des Tuches Freund und Feind besser unterscheiden.

Vieles in unserer Mode hat eine Vorgeschichte. Doch kein Stil oder Kleidungsstück ist so alt, wie der Anzug. Und auch ein Ende des beliebtesten Kleidungsstückes für Herren ist nicht absehbar. Zwar unterscheiden sich die Anzüge heute enorm voneinander, was die Qualität und Verarbeitung angeht, trotzdem kann ein schicker Anzug so ziemlich jeden Typen aufwerten. Unserer Meinung nach ist ein maßgeschneiderter Herrenanzug vom Profi die beste Wahl, um die Tradition des Anzuges ehrwürdig weiterzuführen.